Wenn sich Rassismus nicht nur auf Social Media und dem Alltag beschränkt - sondern weit in die Kultur greift

Seit einiger Zeit blicke ich besorgt auf alle Social Media Plattformen: ob Instagram, Meta (ehem. Facebook), YouTube, Telegram oder rechte Netzwerke wie Parler. Sie alle haben etwas gemeinsam:
Hier finden sich rechte bzw. rechtsextreme Menschen, die rechtes Gedankengut verbreiten. Und das sehr leicht - denn viel zu wenig wird dagegen vorgegangen. Meldet man beispielsweise einen Post auf Instagram, bekommt man schnell die Nachricht, dass das nicht gegen die Gemeinschaftsrichtlinien verstößt. Für rechtsextreme ist es ein Heimspiel: mit dem Vorwand "ihre Meinung frei äußern zu dürfen und zu wollen", teilen sie menschenverachtende Memes, Bilder mit versteckten rechten Symbolen und Codes und verwenden Hashtags um noch mehr junge Menschen rekrutieren und von sich begeistern zu können.
Denn viele junge Menschen finden sich unter den Abonnent:innen rechter Profile - und sie alle bilden irgendwo eine Community. Es fühlt sich für mich so an wie eine Art Schattengesellschaft - in dieser Parallelwelt, finden sich Personen wieder, die gerne wieder zurückreisen würden. Beispielsweise in die Zeit, an der die Frau am Herd stand und der Mann die Arbeit verrichtete.
Was mich jedoch in den letzten Monaten sehr schockierte ist, inwieweit Rassismus auch schon über die virtuelle Welt hinausgeht und in den kulturellen Bereich greift. Im Laufe der Aufnahmen meiner Podcastserie "Das nette Nazimädchen von nebenan" (Teil I-III) - die auf einer sehr guten Dokureihe von Correctiv basiert - bin ich auf die # Fashwave "Bewegung" gestoßen.
Fashwave ist ein Kunstwort aus "facism" und "wave" - und ist die Selbstbezeichnung für die rechtsextreme Aneignung der grundsätzlich antikapitalistischen "Vaporwave" Ästhetik - mit einem nostalgischen Bezug zu den Achtigern und Neunzigern.
Ausschlaggebend für diese Bewegung ist die digitale Ästhetik mit neonfarbenen Bildern, versteckten rechten Codes und Symbolen, die Abneigung der heutigen Konsumgesellschaft, des Feminismus und der Verbreitung von Hass, Rassismus und Diskriminierung. Sie ist Antimodern vor allem in Bezug auf Geschlechtervorstellungen.
“Fashwave soll gezielt junge Männer ansprechen, die in ihrer Männlichkeit verunsichert sind. Maskulinismus und Antifeminismus dienen als Türöffner in die radikale und extreme Rechte." erklärt Simone Rafael, Leiterin des Digital Bereichs der Amadeu Antonio Stiftung.
Das Gefährliche daran ist, dass es viele Menschen gibt, die in Erster Linie nicht erkennen, dass diese Bilder eigentlich einen rassistischen Hintergrund haben. Und ehe man(n) sich versieht, steckt er ganz tief in den Strukturen und Communities dieser Fashwave-Bewegung und kommt nicht mehr raus.
Neben der Bildersprache, gibt es leider auch schon einige Lieder, die vor allem auf SoundCloud oder Spotify zu finden sind. Revolt against the modern world“, „Make democracy history” oder „Return of the right” sind gerade mal ein paar Lieder, um diese zu nennen und besteht beispielsweise aus Synth- oder Technomusik, die mit den Reden von Rechtsextremen unterlegt ist. Und diese sind alle ganz kostenlos streambar.
Ich finde diese Entwicklung schwierig und gefährlich, weil das ganz tief in die kulturelle Identität Deutschlands greift. Es wird wenig dagegen vorgegangen und die Gefahr durch rechte Influencer:innen unterschätzt. Zudem lassen die Algorithmen nicht zu, da wieder leicht herauszukommen. Es ist wie eine Bubble die junge, naive Menschen verschluckt. Was ich daher empfehlen würde ist:
1) Bilder auf Instagram hinterfragen: Wenn du Zahlen, Symbole oder ähnliches siehst und es nicht kennst - google danach ob es ein Symbol oder Codes aus dem Nazireich war. Behalte Hashtags im Blick.
2) Mache Menschen darauf aufmerksam, teile dein Wissen und benenne das Problem. Rassismus ist deswegen so stark vertreten, weil wir das Problem immer noch nicht wirklich benennen (lassen/dürfen).
3) Reagiere online mit Abwertung gegenüber diesen Posts und melde diese. Zeige sie selbst an oder gehe aktiv dagegen vor (mithilfe eines Anwalts oder der Organisation HateAid).
Informiere dich weiterhin über folgende Quellen und Reports:
- de:hate Reports
- Civic.net - Aktiv gegen Hass im Netz
- Good Gaming - Well Played Democracy
- Demokratiktok
- Firewall - Hass im Netz begegnen
Weitere wichtige Links und Zusammenfassungen:
- Die Podcastserie "Das nette Nazimädchen von nebenan": Klicke hier.
- Alles Wichtige auf ein paar Slides zusammengefasst:
Ich hoffe wir können mit dieser Einstellung, mehr im Kampf gegen Rassismus ausrichten.
Liebe Grüße,
Moni